03. Weisse Westen

Der Fifa-Skandal erschüttert die Welt. Den helvetischen Ständerat lässt das kalt. Er mochte das Schmieren Privater nicht zum Offizialdelikt erklären. Die Justizministerin war «not amused». Die NZZ kommentierte: «Die rechtsbürgerliche Mehrheit hat sich entschieden, die Vetterliwirtschaft zu schützen.» Potz Blitz. Wollen die Schreiber des Freisinnigen Blattes unsere politische Elite vor die Knasttüren katapultieren? Hand aufs Herz – wer hat schon eine saubere Weste? Nehmen wir das eidgenössische Schwingfest 2013. Ein gedeckter Tribünenplatz mit Frühstück und Mittagessen im Vip-Zelt kam auf 1250 Franken zu stehen. Sponsoren waren mit 1050 Franken dabei. Keine Kleinigkeit für Chauffeure, Pflegerinnen oder Bergbauern. Kein Problem für Andy Tschümperlin, Fraktionschef der SP. Er war Gast der Sport-Toto-Gesellschaft. Alec von Graffenried, scheidender Grüner Nationalrat, genoss ein Ticket der Migros. Rudolf Joder (SVP) und Christine Egerszegi (FDP) gingen mit Feldschlösschen, schreibt der TA. Das waren natürlich nicht die einzigen Gäste aus der classe politique. Verlangen „kleine“ Geschenke wirklich keine Gegenleistungen? Wer eine weisse Weste hat, muss ein erweitertes Korruptionsgesetz jedenfalls nicht fürchten.